Restauration von Stukkaturen

Historische Gebäude mit Stukk-Verzierungen wie Kirchen, Schlösser, Villen und öffentlichen Liegenschaften verlangen besonderes Fingerspitzengefühl im Umgang. Diese stehen fast immer im Kontext mit den kantonalen Denkmalpflegeämter. Hierbei ist eine genaue Zieldefinition enorm wichtig. Die Bestandesaufnahme mit Sondierungen liefert die Grundlage für das Restaurierungskonzept. Der Anspruch erhaltenswerte Putze, Stukkaturen und Untergründe zu konservieren ist nur in gemeinsamer Absprache möglich. Um originalgetreue Mischungen herzustellen ist eine genaue Material Analyse grundlegend. Die Proben werden an vordefinierten Stellen entnommen und in einem anerkannten Labor analysiert. Aufgrund der Zusammensetzung wird die Putzrezeptur erstellt. Dabei spielen die Sieblinie, Material-Komponenten wie Bindemittel, Zuschlagstoffe, Zusatzmittel, eine wichtige Rolle. Die Eingriffe, Arbeiten und verwendeten Materialien werden von uns nach den Vorgaben der Denkmalpflege präzise dokumentiert.

Arten von Restaurationen bei Stukkaturen

Wand- und Decken-Stukkaturen

Früher wurden oft für Zugarbeiten bei voluminösen Profilen mit einem Grobzug-Mörtel aus einem Gemisch von Gips-Kalk und grobkörnigem Sand erstellt. Darüber wurde der Feinzug-Mörtel angebraucht und die Profilierungen scharfkantig gezogen. Sehr oft werden Stukkprofile direkt vor Ort hergestellt. Kirchen, Villen und Hotels wurden zu Werkstätten wärend der Bauphase eingerichtet. Aber auch die Zugtechnik mit Ortschablonen werden oft angewendet. Dabei werden Führungshilfen an Wänden oder Decken montiert, der Gipsmörtel direkt auf den Untergrund aufgetragen. Danach mit der Ortschablone abgezogen. Zur Armierung wurden früher oft auch Tierhaare, Hanf, Sisal und Jute verwendet.

Freilegungen

Bei der Bestandesaufnahme werden in der Regel auch vorhandene historische Farb-Fassungen überprüft. Dies liefert die Grundlage für das Vorgehen und das Konzept der Restaurierung. Auf historischen Stukkprofilieungen sind oft mehrere Schichten von Altanstrichen anzutreffen. Während der Barockzeit hauptsächlich Kasein- und Kalkanstriche, ab dem 19. Jahrhundert oft auch Anstriche mit Leimfarbe. Repräsentative Räume wurden zusätzlich Ornamente mit Blattgold versehen. Später wurden die wurden die Anstriche schlichter und monochrom gefasst. Kasettendecken wurden auch mit Holzimitationen versehen. Die Reinigung erfolgt bei oberflächigem Schmutz im Trockenverfahren mit Wishab-Schwämmen oder im Strahlverfahren. Bei stärkeren Farbschichten, die entfernt werden sollen, ist eine sehr vorsichtige Vorgehensweise wichtig, damit keine mechanischen Verletzungen entstehen.

Stukk Ergänzungen

Wird ein Raum mit Stukkgesimsen vergrössert und mit einem Zimmer verbunden, in welchem die Gesimse nicht vorhanden sind, ist dies nicht stimmig. Somit müssen die Gesimse, Wand- Deckenstukkaturen ergänzt werden. Hierbei entnehmen wir die Originalprofilierung und reproduzieren diese. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um reich verzierte Ornamente, Dekors oder gezogene Stukkleisten handelt. Alles können wir fachgerecht nachbilden. Oft fehlen auch nur Eckornamente oder Teile von Rosetten, kleine Stücke in Profilen. Je nach Grösse wird dies vor Ort angetragen oder in unser Stukkwerkstatt reproduziert und vor Ort eingefügt. Sogar ab Fotos haben wir schon Decken-Verzierungen wieder hergestellt.

Risse sanieren

Grundsätzlich werden Risse in zwei Arten unterschieden. Feine Haarrisse und breite Risse. Schale-Risse können unter anderem durch falsche Materialzusammensetzungen und Holzunterkonstruktionen entstehen. Breite Risse sind oft baubedingt statische Risse. Sie können auch durch Senkungen sowie Erschütterungen entstanden sein. Diese sind visuell unschön und können auch zu Putzablösungen führen. Durch das Öffnen der Risse entsteht Platz, um mit abgestimmten Stukkmörtel diese wieder zu füllen. Dabei kommen als Zuschlag oft auch Rinderhaare zum Einsatz. Grosse Risse müssen gegebenenfalls zusätzlich injiziert werden, um Putzuntergründe zu sichern.

Antragstukk

Freihändig modellierte Ornamente an Decken- und Wandflächen werden als Antragstukk bezeichnet. Dafür werden Vorzeichnungen auf Pergamentpapier auf den Untergrund übertragen. Mit Hilfe von Stukkeisen jeglicher Form wird mit Frischmörtel die Ornamentik aufstukkiert und modelliert. Dies verlangt nicht nur handwerkliches Geschick und Erfahrung, sondern auch Geduld und ein geschultes Auge. Kleinere Fehlstellen werden oft in dieser Technik ergänzt.

Antike Spiegel- und Bilderrahmen

Reich verzierte Stukkrahmen für Bilder- oder Spiegelrahmen weisen oft Defekte, Fehlstellen und Schäden auf. Dies ist optisch eine starke Beeinträchtigung. Wir nehmen uns diesen Schäden gerne an. Dabei kommen Antragstukk, Zugtechniken und Abguss-Technik oft vereint zum Einsatz.  Vergoldungen und Patina werden an den Flickstellen ebenso ergänzt und wo nötig überarbeitet – damit die wundervollen Objekte wieder im alten Glanz erscheinen und eine Augenweide bleiben.